Da Na Se: mein letzter Schultag
Mit vorschreitender Zeit näherten sich auch die Sommerferien und damit das Ende meiner Arbeit an der Alsyd Academy. Die Zeit war teilweise besonders stressig, da natürlich zum Ende des Jahres auch nochmal einige Klausuren anstandem, welche natürlich ebenfalls berichtigt werden mussten, und auf der anderen Seite wollte ich aber auch jeden Moment nochmal besonders genießen, da ich diese bald nicht mehr haben würde. Während der letzten Wochen fand dann auch ein Basketballturnier statt, zu dem sogar andere Schule eingeladen wurden, und bei dem neben dem Sport auch andere Aktionen zur Freude der Kinder statt fanden.
Darüber hinaus organisierten Sarah, Annika (zwei Mitfreiwillige von mir) und ich ein Fußballspiel für die Mädchen und Jungen unserer Schulen. Dies war ein sehr schöner Anlass für die Schüler, um neue Freundschaften zu schließen und gegenseitig Erfahrungen auszutauschen. Auch die Lehrer beider Schule kamen in den gegenseitigen Kontakt und unterhielten sich prächtig. Wir hoffen, dass die nächsten Freiwilligen diese Zusammenarbeit eventuell weiterführen werden.
Bald kam dann (traurigerweise) der letzte Schultag. Dieser war für die Schüler kein normaler Schultag mehr, da an diesem Tag die Abschlussfeier der ausgehenden Schüler statt fand, zu der auch Eltern und Gäste von außerhalb eingeladen wurden.. Diese war sehr schön organisiert. Es gab traditionelle Tanzakte und einige musikalische Vorführungen. An einem Punkt wurde ich dann aufgerufen, um mir für meine Arbeit in der Schule zu danken. Den Applaus, der mir vor den Schülern entgegen gebracht wurde, während ich nach vorne lief, werde ich niemals im Leben vergessen und es zeigte mir wirklich, dass mich die Schüler in ihr Herz geschlossen hatten. Vorne stehend bedankte ich mich dann und sang, zur Überraschung aller, ein Danke-Lied in der lokalen Sprache Twi, welches mir vorher von zwei Lehrern beigebracht wurden ist. Anschließend bekam ich als Zeichen des Danks auch ein kleines Geschenk überreicht. Nachdem die Abschlussfeier zu Ende war, war es dann noch Zeit um reichlich Fotos zu machen, was ich auch sehr in die Länge zog, um ja nicht zu früh Tschüss sagen zu müssen. Am nächsten Tag kam ich aber auch nochmal in die Schule, da an diesem die letzte Lehrerkonferenz statt fand, welche dafür da war, um das gesamte Schuljahr zu reflektieren. Während dieses Meetings gab es einen Moment, wo die Schulleitung den Raum für persönliche Kommentare zu meiner Arbeit öffnete. Was manche Lehrer in den darauffolgenden Minuten äußerten rührte mich zu Tränen und bedeute mir wirklich sehr viel. Getreu dem Motto ,,Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", gab es anschließend reichlich essen und trinken für die Lehrer, um einen versöhnlichen Abschluss für das Schuljahr zu haben.
Meine Gastfamilie, Sarah und Ich |
Unter Kollegen |
Glücklicherweise musste ich mich immer noch nicht direkt von den anderen Lehrern und manchen Kindern verabschieden, da anschließend noch ein Sportscamp statt fand, wo ich eine Woche lang dabei half, den Kindern Baseball, Fußball und Tennis näher zu bringen.
Besuch bei den Krokodilen und Elefanten und Ausflug ins Stelzendorf
Am Samstag darauf ging brach ich dann mit Theresia, einer Mitfreiwilligen von mir, auf unsere letzte Reise auf. Diese sollte uns in den Norden Ghanas führen, welcher sich nach unseren bisherigen Erzählungen und Erfahrungen sehr gegenüber dem Rest des Landes unterscheiden sollte. Nach der 12-13 stündigen Busfahrt über Nacht einmal quer durchs Land, erreichten wir am nächsten die Hauptstadt der Northern Region Tamale. Wie auf (fast) jeder unseren bisherigen Reisen davor, genossen wir auch in Tamale erst mal die Ruhe der Stadt im Vergleich zum hektischen Accra. Anschließend machten wir uns auf in das Zentrum der Stadt. Obwohl Tamale mit rund 400.000 Tausend Einwohnern die größte Stadt im Norden Ghanas ist, kann man das Stadtzentrum leicht zu Fuß erkunden. Falls die Füße aber doch mal müde werden sollten, kann man im Norden einfach in ein Yellow-Yellow steigen. Dieses Fahrgerät, welches außer im Norden Ghanas nach meinen Wissen in keinem anderen Teil des Landes benutzt wird, ähnelt sehr einer Rikscha, wie man sie aus Indien kennt, und ist darüber hinaus auch noch sehr billig.
Der Norden Ghanas unterscheidet sich in ganz vielfältiger Art und Weise von dem Rest Ghanas. Sei es die eben erwähnten Transportmittel, das Essen oder die Architektur. Darüber hinaus ist der Norden auch weitaus muslimischer geprägt. So haben wir schon Tamale etliche Moscheen gesehen. Manche kleiner und einfacher gehalten und andere dafür groß, imposant und in einem schönen Farbton.
Nachdem wir Tamales Stadtzentrum also größten Teils besichtigt hatten, machten wir uns am nächsten Tag auf nach Bolgatanga, die Hauptstadt der Upper East Region. Nachdem wir schon Tamale eine sehr entspannte Atomsphäre vorgefunden hatten, stellte sich Bolgatanga aber also nochmal als viel ruhiger dar. Die Stadt hatte eine sehr angenehme Mischung aus Kleinstadtfeeling und Dorfcharakter, so, dass man vielen Menschen einfach ins Gespräch kam. Von Bolgatanga aus hatten wir geplant zwei Tagesausflüge zu machen. Der erste sollte uns nach Tenzuuge bringen, einem Dorf, welches inmitten der Talensi Berge liegt. Schon auf dem Weg in die Berge kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Vor uns erstreckten sich wunderschöne Berglandschaften, die übersaht waren von unendlichen Felsen
Schnell stellte sich da bei uns natürlich die Frage, wie diese ganzen Felsen und Steine dort hinkamen, aber leider konnte uns darauf auch keine genaue Antwort gegeben werden. Mit einem örtlichen Tourguide machten wir eine kleine Tour durch die Landschaft. Zuerst führte er uns zu der „School of Rocks“, welche ihrem Namen zu 100 Prozent gerecht wird, da diese „Schule“ einfach zwischen ein paar Steinen lang. Da das Dorf bis in die Mitte der 90er Jahre keine eigene Schule hatten, wurden die Kinder zwischen 1960-2008(!) unter/zwischen diesen Felsen unterrichtet. Auch der Essenbereich war von Felsen geborgen, sodass auch keine Regen eindrang.
"School of Rocks" |
Auf unserer weiteren Tour erzählte uns der Guide, dass die Felsen auch als Versteck für die Dorfleute vor den Europäern während der Sklavenzeit genutzt wurden sind. Darüber hinaus klärte er uns noch über die Festlichkeiten des Dorfs aufs und andere traditionelle Rituale. Zum Ende unserer Tour kamen wir dann an einem sehr bedeutenden Schrein an, welcher laut Glaube jeden Wunsch eines Bitstellers erfüllt. Nach einer kleinen Zeremonie inklusive Opfergabe konnten wir also einen Wunsch an die Gottheit des Schreins richten. In unserem Fall handelte es sich bei dem Opfer um ein Perlhuhn, aber bei „größeren“ Wünschen kann es aber auch sein, dass ein Hund, ein Esel oder sogar eine Kuh geopfert werden muss, weshalb am Fuße des Berges auf dem sich der Schrein befand, viele Schädel solcher Tiere vorzufinden waren. Insgesamt eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst.
Am nächsten Tag sollte uns unser Weg nach Paga führen. In Paga gingen wir zuerst zu einem Teich voller Krokodile. Ein Teich voller was? Ja, ihr habt richtig gehört. Ein Teich voller Krokodile. In diesem Teich leben unzählige Krokodile, welche aber mit den Menschen in Paga und den Besuchern des Teiches in Frieden leben. Die Bürger Pagas sehen die Krokodile als Brüder und Schwestern an und jagen sie daher auch nicht. Es war schon ein bisschen komisch einfach zwischen all diesen Krokodilen zu laufen, aber auch ziemlich cool ein Mal selbst ein bisschen „Crocodile Dundee“ zu spielen (lach)…
Nach dem wir den Besuch der Krokodile überlebt hatten und einen kurzen Abstecher, der uns fast nah Burkina Faso führte (siehe Bild). Schauten wir uns ein paar traditionelle Häuser an, die vor vielen vielen Jahren von den Einwohnern Pagas bewohnt wurden. Von dort aus liehen wir uns zwei Fahrräder aus (Wuhu, endlich mal wieder Fahrrad fahren) und machten uns auf nach Nania. Kurz hinter diesem Dorf befindet sich nämlich der sogenannte Pikworo-Sklavenmakrt. Dieser wurde während der Sklavenzeit als Sammelpunkt genutzt, um die Sklaven in den umliegenden Regionen, Städten und Dörfern genfangen zu nehmen und einen Überblick über sie alle zu haben. Von diesem Ort aus mussten die Sklaven einen ca. 70 tägigen Lauf zu der Westküste Ghanas machen, von wo sie auf die Schiffe gebracht wurden und dann nach Amerika und Europa verkauft wurden.
Traditionelle ghanaische Architektur |
In Larabanga guckten wir uns die Moschee an, welche vor sage und schreibe knapp 600 Jahren gebaut wurden ist. Laut unserem Tourguide wurde die Moschee zwar anfangs von einem Prophet gebaut, aber ist dann über Nacht von einem Geist weiter gebaut wurden. Jedes Mal, wenn der Geist die Moschee weitergebaut haben soll, hat der Prophet den Fortschritt mit den „Stöckern“ markiert, weshalb die Moschee so ein interessantes Aussehen hat.
Anschließend machten wir uns dafür bereitet, worauf wir uns schon die ganze Reise lang tierisch drauf gefreut haben. Endlich sollte nämlich ein Wunsch von uns in Erfüllung gehen, den so gut wie jedes Kind in den jungen Jahren hat: Wir gingen auf Safari in Afrika! (ich weiß, dass man Ghana nicht einfach auf Afrika verallgemeinern soll und kann, aber für dieses eine Mal verzeiht mir das bitte..)
Wir nahmen nämlich an einer Fußsafari durch den Molenationalpark teil. Der Molenationalpark ist ein riesen großes Areal, welcher als natürlicher Lebensraum von vielen verschiedenen Tierarten genutzt wird. Nicht lange, nachdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, begegneten wir auch schon unserem erhofften Ziel. Unser Tourguide signalisierte uns still zu sein und zeigte nur mit dem Finger nach vorne zwischen die Bäume, wo wir drei Elefanten sahen, die gerade ihr Essen zu such nahmen! Wir näherten uns den Tieren bis auf ca. 50 Metern und betrachteten nun diese wunderschönen Tiere, wie sie ganz natürlich ihrem Alltag lebten. Natürlich waren wir zu diesem Zeitpunkt hin und weg aber nachdem wir kurz danach auch noch Warzenschweine und verschiedene Antilopen zu sehen bekamen, war jeder rund um zufrieden. Darüber hinaus war auch der Weg an sich ein einzigartiges Abenteuer. So führte uns unser Tour Guide durch in Wasser stehende Graslandschaften, ließ uns auf einem Baum über einen Flussarm balancieren und anschließend auch durch einen Fluss laufen. Wirklich ein toller Tag, an dessen Ende wir immer noch nicht glauben konnten, was wir da eigentlich heute alles gesehen hatten.
Nach einem kurzen Stopp in Tamale machten wir uns dann weiter auf nach Kumasi, wo wir uns mit Sarah, einer weiteren Mitfreiwilligen von uns, trafen. Zusammen machten wir einen Abstecher zum Lake Bosumtwi, den wir schon im Dezember besuchten hatten. Darauf den Tag fuhren wir zu verschiedenen Handwerkerdörfern um Kumasi herum, wo wir uns u.a. anguckten wie der berühmte Stoff der Ashanti Kente gemacht wird und wie man gebatikte Stoffe produziert. Dies war wirklich sehr interessant, da man nun viel besser verstand, wie die Stoffe, die man über das ganze Jahr häufig gesehen hat und sogar selber mittlerweile trägt, hergestellt und verarbeitet werden.
Sieht nicht nur kompliziert aus, ist es auch... |
Am nächsten Morgen machten wir uns dann aber auf nach Nzulezo, welches der eigentlicher Grund war, warum es uns nach Beyin gebracht hat. Nzulezo ist nämlich ein Dorf, was mitten auf einem See steht. Um dort hin zu kommen, muss man zuerst mit einem Kanu anderthalb Stunden lang einen Kanal lang fahren. Dieser Weg ist jedoch wunderschön und eine Wohltat für jedes Auge. In diesem Moment wurde Sarah und mir auch nochmal bewusst, wie schön es doch ist, dass die Touristenattraktionen in Ghana nicht von unzähligen Touristen überschwemmt sind. Natürlich wünsche ich mir, dass mehr und mehr Leute kommen und sich dieses wunderschöne Land angucken, was natürlich auch der ghanaischen Wirtschaft zu Gute kommen würde. Aber es ist auch sehr nett sich ein Kanu auf einem ruhigen Flusskanal nur mit einer anderen Person teilen zu müssen und nicht mit 20 anderen. Sich an zugucken wie die Leute in dem Dorf dann lebten war auch sehr interessant. Zwar haben die Menschen in Nzulezo ebenfalls Zugang zu Strom und besorgen sich ihre Lebensmittel und andere benötigte Dinge an Markttagen von den Dörfern am Festland, aber dennoch hat das Dorf eine eigene Atmosphäre für sich und scheint wie eine große Familie zu sein.
Von Beyin aus fuhren Sarah und ich dann zum Abschluss unserer Reise die Westküste entlang bis wir wieder in Accra ankamen. Insgesamt kann ich nun, nachdem einen Großteil Ghanas gesehen habe, sagen, dass dieses wunderschöne Land wirklich viel zu bieten hat. Ghanas verschiedene Regionen und Landschaften mit einem Satz zu beschreiben grenzt schon fast an Unmöglichkeit, da dieses Land so Facetten reich ist. Egal wo man hin fährt, man findet etwas anderes, neues und einzigartiges. Während meinen Reisen habe ich gelacht, gestaunt, mich gefreut, geweint und war beeindruckend von all dem, was mir vor die Augen kam, wofür sich wirklich dankbar bin. Was man aber für ganz Ghana festhalten kann, ist die Freundlichkeit und Offenheit der Leute. Man muss überhaupt keine Sorge haben, irgendwo Neues hinzugehen, da man überall jemanden trifft, der einem eine helfende Hand entgegen reicht. Somit kann ich Ghana auch nur noch einmal für jeden empfehlen, da dieses Land wirklich viel zu bieten hat!